TWO, das ist – auch – die Geschichte zweier junger Butoh-Tänzerinnen, die 1987 durch eine Zufalls-Bekanntschaft in Berlin zusammentreffen, um dann für ein paar Jahre das Herz der ersten deutsch-japanischen Butoh-Gruppe, „Tatoeba – Théâtre Danse Grotesque“, zu bilden, ehe sich diese Mitte der 90er Jahre auflöste und die KünstlerInnen eigene Wege gingen.

"Ein Füllhorn an tänzerischer Kommunikation bieten Seki und Yoshioka, wobei sie augenzwinkernd den Kontakt zum Publikum halten, während sie das Bühnengeschäft lustvoll karikieren. In seiner Professionalität und Fremdheit ein starker Akzent für den Beginn des Festivals ..." (Thomas Linden, Kölnische Rundschau)

"Die Wahrheit tut weh und Menschen sind nicht nur süß oder nett, sondern auch brutal. 70 Minuten Tanz, Inspiration und Emotionen pur, getanzt auf Weltklasse-Niveau erlebten die Besucher von "Two" und zeigten sich mit langanhaltendem Applaus erkenntlich." (Andi Goral, report-K – Internetzeitung Köln)

Das von Wolfgang A. Piontek initiierte und inszenierte Projekt, das sie nach über 20 Jahren – in denen beide ihre eigenen künstlerischen Wege gingen – wieder zusammenbringt, ist also ein Stück über z.T. sehr persönliche Erinnerungen, wie auch eine Reflektion über die Begegnung zweier Kulturen, der japanischen und der europäischen. Es ist darüber hinaus – und diesen Aspekt finden wir, als Mitglieder einer zusehends alternden Gesellschaft, die mehr denn je der Jugend huldigt, besonders spannend - ein Stück über zwei Tänzerinnen in fortgeschrittenem Alter (55 und 63 Jahre), die noch immer tanzen und gerade aufgrund ihres Alters, aufgrund ihrer Erfahrungen, etwas ganz anderes zu sagen haben als junge TänzerInnen. Sie bringen Qualitäten und Themen in ihren Tanz und
ihre Bühnenwerke ein. Es geht nicht um höher, weiter, schneller, sondern größtmögliche Präsenz und Intensität, die Wiederentdeckung der Langsamkeit in der Auseinandersetzung mit existentiellen Themen.

Wie der japanische Butoh, in dem die beiden Tänzerinnen ihre Wurzeln haben, eine unmittelbare körperliche Ausdrucksweise ist. Ausdruckstanz im besten Sinne, so wird die Geschichte, die Minako Seki und Yumiko Yoshioka verbindet, auf der Bühne als eine ebenso eminent körperliche Geschichte erzählt. Uns interessiert gerade die Weisheit des Körpers, die Erfahrungen, die sich ihm eingeschrieben haben, seine Erinnerungen und seine Ausdrucksmöglichkeiten.

Regisseur Wolfgang A. Piontek übernimmt im Arbeitsprozeß die Rolle des Katalysators und Coaches zu, der mit Aufgaben-Stellungen die Konfliktfelder aufreißt und entwickelt. Die Improvisationen werden per Video dokumentiert. Gemeinsam wird das Material gesichtet und ausgewählt. Dokumentarische (oder dokumentarisch wirkende) Videos könnten dabei als Mittel dienen, eine zusätzliche Erzählebene einzuziehen, ebenso wie die Tänzerinnen sich nicht nur mit den Mitteln des Tanzes, sondern auch mittels Sprache oder Objekte ausdrücken.

Wir freuen uns über vier rappelvolle Vorstellungen, die COMMEDIA FUTURA in Berlin im Dock 11 spielen konnte. Das Publikum war begeistert. 

Hintergrund /

Den Hintergrund für das Projekt bilden einerseits persönlich Begegnungen und die eigene künstlerische Tätigkeit der Beteiligten und andrerseits die Sonder-Entwicklung, die Butoh in Deutschland bzw. Europa genommen hat.

Bereits 1990 gab es mit dem Butoh Ghendai Arts Project das erste Butoh-Festival im noch jungen Theater in der EISFABRIK, betrieben von Wolfgang A. Piontek und seiner Gruppe COMMEDIA FUTURA. Yumiko Yoshioka besuchte das Festival als Besucherin und kam ein Jahr später als Tänzerin des Ensembles Tatoeba – Téatre danse grotesque für ein erstes Gastspiel zusammen mit Minoako Seki zurück. Weitere sollten folgen, der Kontakt
blieb erhalten und Minako Seki gastierte in jüngster Zeit noch mehrfach in
der EISFABRIK.

„Irgendwann nach mehr als 2 Jahrzehnten und aufgrund meiner Liebe zum besonderen Ausdruck dieser Butoh-Tänzerinnen kam mir die Idee, ich müßte ein Stück mit den beiden machen, die beiden wieder künstlerisch zusammenbringen“, so Wolfgang A. Piontek. So entstand die Idee zu einem Stück über die Geschichte zweier japanischer Künstlerinnen in Deutschland, die mittlerweile durch die ganze Welt touren, auftreten und lehren – ein Stück, das sehr persönliche Erfahrungen aufarbeitet und darin doch auch die Geschichte des Butoh in Europa spiegelt, von einer sehr japanischen, von Männern dominierten Angelegenheit zu eigenen freieren Formen, bei denen auch Frauen tonangebend waren, die neben dem expressiv-existentiellen Bühnentanz auch eigene therapeutische Ansätze entwickelten.

Butoh /

Butoh – genauer gesagt ankoku butô oder „Tanz der Finsternis“ – ist eine theatrale Tanzform, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan entstand. Die drei Gründer – Tatsumi Hijikata, Kazuo Ohno und Akira Kasai – suchten jeweils für sich nach einer neuen zeitgenössischen Ausdrucksform mit dem sie auf existentielle Erfahrungen des Krieges, aber auch auf die amerikanischen Besatzung und der neu entstehenden modern japanischen Gesellschaft reagieren konnten. Allen drei gemeinsam war, dass sie zuvor schon in Berührung mit dem deutschen Ausdruckstanz gekommen waren. Die deutsche Tanzströmung ermutige sie nach einer eigenen individuellen Form zu suchen, die auch den fremden, verfremdeten, entfremdeten Körper Raum gab und nicht davor scheute sich eklektisch und ketzerisch bei traditionellen Formen wie dem No, Kabuki, aber auch Schamanenpraktiken und am Absurden und Grotesken zu bedienen um den eigenen Gefühlen, Erleben und existentieller Ängste Ausdruck zu verleihen – ähnlich wie auch Valeska Gert oder Mary Wigman viele Jahre zuvor in Deutschland.

Indem KünstlerInnen wie Minako Seki und Yumiko Yoshioka den Butoh nach Europa brachten hat sich dieser stark gewandelt, hat sich von der männlichen Dominanz und Strenge befreit und vielfältige Formen und Ableger hervorgebracht. Arrivierte freie Performancegruppen wie She She pop, Showcase Beat le Mot oder die Puppentheatergruppe Das Helmi nutzen Butoh als Trainingsgrundlage für die Entwicklung neuer Arbeiten. Und Minako Seki und Yumiko Yoshioka wurzeln zwar in der Tradition des Butoh, aber mit ihren eigenen Arbeiten dazu beigetragen, ihn weiterzuentwickeln, um ihn schließlich hinter sich zu lassen und ihre ganz eigenen Formen des Tanzes zu schaffen, in die auch europäische Traditionen Eingang gefunden haben, vom Ausdruckstanz bis zum spanischen Flamenco. Geblieben ist die Auseinandersetzung mit existenziellen menschlichen Themen. Geblieben ist die Intensität und Expressivität und eine ungeheure physische Gegenwärtigkeit auf der Bühne.

 

 

 


insgesamt 11 Aufführungen zwischen dem 02. Sep 2018 und 08. Dez 2018

COMMEDIA FUTURA OnTour:
02. Sep 2018 TANZtheater INTERNATIONAL Hannover
06. Sep 2018 Dock 11 Berlin
07. Sep 2018 Dock 11 Berlin
08. Sep 2018 Dock 11 Berlin
09. Sep 2018 Dock 11 Berlin

Ensemble


Idee/Künstlerische Leitung: Wolfgang A. Piontek, Yumiko Yoshioka, Minako Seki
Choreographie/Tanz: Yumiko Yoshioka, Minako Seki
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Dramaturgie/Produktionsleitung: Elena Polzer, Peter Piontek
Bühne: Wolfgang A. Piontek
Musik: Michio
Videos: Volker Schreiner
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Plakat:
TWO
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