
ZERO
Tanztheater
... please scroll down for english version... At the still point of the turning world ... there the dance is, heißt es bei T.S Eliot. „Stirn an Stirn. Nase an Nase. Hand an Hand. Oberschenkel an Oberschenkel. Die beiden Frauen stehen so dicht beieinander in dem kleinen Lichtkreis des Spotscheinwerfers,
dass sich ihr Atem mischt. Die Augen sind geschlossen. Könnte man die Distanz zwischen ihnen messen, der Wert würde bei null liegen…
Die Körper der Frauen lösen sich Stück für Stück voneinander, und im Raum breitet sich … ein Spannung aus, die nicht mehr und nicht weniger als die Grundambivalenz menschlichen Lebens enthält: Wir suchen nach Nähe, aber sie beengt uns, und wenn wir völlig frei sind, sidn wir allein.“ So schildert Bert Strebe seine ersten Eindrücke von ZERO in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.
ZERO, Krise, Wendepunkt. Wir beginnen nicht mit Antworten, sondern mit Fragen – und wie so häufig ergibt es sich, daß wir damit mitten in den Verwerfungen der Gegenwart landen. ZERO ist eine Reise zum Nullpunkt, zum Shutdown – eine Reise zu den persönlichen Nullpunkten und Krisen ebenso wie zu den großen Bedrohungen unserer Zeit, die Ende sein können, aber auch Neubeginn.
Die ersten Idee zu dem neuen Projekt mit Minako Seki und Yumiko Yoshioka haben wir schon ein Jahr vor der Corona-Krise zusammen getragen. Und so bildet nicht diese den Haupt-Negativ-Pol unserer Arbeit, sondern der Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki, schließlich sind die beiden Tänzerinnen Japanerinnen. Die Erfahrungen, die sich den Japanern buchstäblich eingebrannt haben, hat ihre Kindheit geprägt wie die Schatten des zweiten Weltkriegs sich über der Kindheit derer lag, die im Deutschland der 1950er Jahre geboren wurden. Aber das ist nur der eine Pol unserer Arbeit. ZERO im Sinne des japanischen Ku steht für die Idee des Nichts, der Leere als Möglichkeit und Potenz. Zwischen diesen Polen osziliert unser Stück und entwickelt sich kreisförmig wie das Leben in konzentrierten Tanz-Bildern.
Mit ZERO setzt COMMEDIA FUTURA die künstlerische Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Choreographinnen Minako Seki und Yumiko Yoshioka fort, die 2017 mit der erfolgreiche Produktion TWO begann, die in der EISFABRIK Hannover und im Dock 11 in Berlin für ausverkaufte Vorstellungen sorgte und u.a. auf den Festival TANZtheater INTERNATIONAL in Hannover und tanztausch Köln zu sehen war.
Das Video der Produktion finden Sie hier: https://vimeo.com
Gefördert von: Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, Stiftung Kultur-Region, Stadtbezirksrat Südstadt-Bult
At the still point of the turning world ... there the dance is, says T.S Eliot.
"Forehead to forehead, nose to nose, hand to hand, thigh to thigh. The two women stand so close to each other ... that their breath is blending ... If it would be possible to measure the distance between them, the value would be zero....
The women's bodies separate bit by bit and a tension is dispersing in the room which contains nothing more and nothing less than the basic ambivalence of human existence: We are longing for nearness, but it hems us in, and when we are absolutely free, we are alone." That's how Bert Strebe discribes his first impressions of ZERO in his reviwe for the Hannoversche Allgemeine Zeitung.
ZERO, crisis, turning point. We don’t start with answers, but with questions - and, as it is often the case, we end up in the midst of the upheavals of the present. ZERO is a journey to shutdown - a journey to personal zero points and crises, as well as to the great threats of our time, which can be the end, but also a new beginning.
COMMEDIA FUTURA had the first idea for this new project with Minako Seki and Yumiko Yoshioka directed by Wolfgang A. Piontek, a year before the coronavirus crisis. So it was not this virus that formed the main plot of this work, but the atomic bombs on Hiroshima and Nagasaki. After all, the two dancers are Japanese. The atomic bombs have literally burned out the Japanese collective soul and shaped their childhood, as the shadows of World War II hovered over the childhood of those born in Germany in the 1950s.
But that is only one pole of this work. ZERO in the sense of Japanese Ku stands for the idea of nothing, of emptiness, as possibility and potency. Our piece oscillates between these poles and develops in a circle, like the dance of life cycle.
With ZERO, COMMEDIA FUTURA is continuing its artistic collaboration with the dancers and choreographers Minako Seki and Yumiko Yoshioka, which began in 2017 with the successful production TWO, which caused sold-out performances in the EISFABRIK Hannover, Dock 11 in Berlin and among others, at the TANZtheater INTERNATIONAL festival in Hannover and Tanztausch Cologne.
Choreography / Dance: Minako Seki, Yumiko Yoshioka // Music: Mo Heidrich // Direction / Staging: Wolfgang A. Piontek // Assistant Director : Sina Thomas, Tabea Below, Pia Johanna Leipold // Dramaturgy: Peter Piontek // Videos: Volker Schreiner // Light design: Jörg Finger // Technical manager: Wolfgang Denker // Costume: Mido Kawamura // Administration: Judith Elbeshausen, Deniz Maschmann // Organization: Achim Bernsee
You can watch the full video on Vimeo: https://vimeo.com
Premiere am 19. Sep 2020,
insgesamt 16 Aufführungen zwischen dem 19. Sep 2020 und 07. Okt 2021
COMMEDIA FUTURA OnTour:
07. Okt 2021 New York Butoh Institute - Festival: Woman defining Butoh https://www.vangeline.com/calendar-of-upcoming-events/2021/10/7/zeroyumiko-yoshioka-and-minako-seki
Ensemble
Choreographie/Tanz: Minako Seki, Yumiko Yoshioka
Live-Musik: Benjamin Kövener
Musik: Mo Heidrich
Inszenierung/Regie/Bühne: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Sina Thomas, Tabea Below, Pia Johanna Leipold
Dramaturgie: Peter Piontek
Videos: Volker Schreiner
Lichtdesign: Jörg Finger
Technische Leitung: Wolfgang Denker
Kostüme: Mido Kawamura
Administration: Judith Elbeshausen, Deniz Maschmann
Organisation: Achim Bernsee

Neue Presse | 05.10.2020
"Zero" - Ein Tanz um Ende und Neuanfang
von Christian Seibt
Hochintensives Tanztheater im Schwarzen Saal der Eisfabrik: Dort zeigen die japanischen Butoh-Tänzerinnen Minako Seki (*1961) und Yumiko Yoshioka (*1953) in Zusammenarbeit mit der Commedia Futura die Performance „Zero“. In dieser komplexen Vorstellung geht es um Katastrophen, Bedrohungen und Krisen, die zugleich Ende und Anfang sein können, Leere und Neubeginn. Ausgangspunkt sind dabei die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki von 1945, die im kollektiven Gedächtnis der Japaner unverrückbar implementiert sind. Schon vor der großen, durch Mark und Bein gehenden (Klang-)Explosion performt das Duo hochdynamisch in den Rundflächen des Bühnenbodens.
Es beginnt symbiotisch. Die Tänzerinnen sind wie miteinander verwachsen, Stirn an Stirn. Die Katastrophe, die alles verändert. Schmerz,Schock und der Versuch zu erfassen, was überhaupt passiert ist. Dann die Leere: der Nullpunkt. „Zero“, der gnadenlos eine neue Zeit einleitet.Das Leben rnuss ja weitergehen.
Und hier erhält die Performance ihre ungeplante Aktualität - mit der Pandemie, die so viel verändert hat. „Zero“ steht hier für die ldee des Nichts, mit der Möglichkeit, daraus Neues zu entwickeln.

Neue Presse | 05.10.2020
Hochintensives Tanztheater-Erlebnis
von Christian Seibt
"Zero", die Tanztheater-Performance mit den beiden japanischen Butoh-Tänzerinnen-Choreographinnen Minako Seki (*1961) und Yumiko Yoshioka (*1953), fesselt die Zuschauer von Anbeginn und lässt sie bis zum Finale nicht mehr los. Ungewöhnliche Tanz- und Bewegungsabläufe, Körperhaltungen und Tanzfiguren, von geschmeidigen bis zu abrupt-kantigen Bewegungen, verbinden sich mit vielfältigem, oft überraschendem extremen Mimik-Spiel. Da werden (teilweise wie auf japanischen Holzschnitten) unglaubliche Grimassen gezogen und Gesichtsausdrücke stoisch-starr eingefroren. Und das Kaleidoskop der menschlichen Empfindungen und Gefühlszustände, wie Schmerz, Angst, Hilflosigkeit, Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Freude beeindruckend tänzerisch und mimisch dargestellt.
"Zero" ist eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit (nach "Two", 2017) zwischen den beiden Tänzerinnen und dem Ensemble der Commedia Futura, mit Wolfgang A. Piontek (Idee, Inszenierung, Regie, Bühne) und Peter Piontek (Dramaturgie). Alle neun Aufführungen (Premiere war am 19.09.), die Komponist Benjamin Kövener eindrucksvoll musikalisch live begleitet, sind restlos ausverkauft (33 Plätze statt der sonst 80; jeder Gast hat seinen persönlichen Platz, mit Namen). In dieser komplex-tänzerisch-theatralischen Vorstellung geht es um Katastrophen, Bedrohungen und Krisen, die zugleich Ende und Anfang sein können, und auch um Leere und Neubeginn.
Zentraler Ausgangspunkt sind dabei die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki, 1945, die im kollektiven Gedächtnis der Japaner unverrückbar implementiert sind - aber auch andere Negativ-Ereignisse eines Lebens. Schon vor der großen, durch Mark-und-Bein gehenden (Klang-)"Explosion" (Explosion-Sound: Christoph Littmann) performt das Duo hochdynamisch in den verschiedenen Kreisen und Rundflächen auf dem Bühnenboden - und zu gelungenen Video-Projektionen (Volker Schreiner) und Lichteffekten (Jörg Finger).
Es beginnt symbiotisch. Die Tänzerinnen sind wie miteinander verwachsen, Stirn an Stirn, ganz eng aneinander geschmiegt, bewegen sie sich graziös-geheimnisvoll wie in Zeitlupe. Bis sich die äußere Welt verändert und sie auseinander gerissen werden und sie darauf reagieren müssen. Dann die "Katastrophe" ("Atombombenabwurf"-Szene), die alles komplett verändert. Eindrucksvoll werden tänzerisch der Schmerz, der Schock und der Versuch des Erfassens, was überhaupt passiert ist, dargestellt. Dann die Leere: Der Nullpunkt, "Zero", der (gnadenlos) eine neue Zeit einleitet. Eine Zeit, die Neu-Orientierung und Neubeginn erzwingt, denn das Leben muss weitergehen. Und hier erhält die Performance ihre ungeplante Aktualität - mit der derzeitigen Pandemie, die so viel verändert hat.
"Zero" steht hier auch im Sinne des japanischen "Ku" für die Idee des Nichts, mit der Möglichkeit daraus Neues zu entwickeln... All dies wird ebenfalls beeindruckend dargestellt: das Suchen, Sich-Annähern, Schutz-geben, Sich-voneinander-lösen, auch Schreie und Lachen gibt es. Einer der Höhepunkte, der besonders packt, die "Schamanin"-Szene, wobei Yoshioka als "Heilerin" mit Sträucher-Ästen und wilden wie zärtlichen schamanischen Ritualen versucht, ihre wie tot daliegende Partnerin wieder ins Leben zurückzuholen.
Wechselnd stellen die beiden auch Kleinstkinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Menschen dar - wobei beide auch japanisch sprechen. Ein dargestellter Kreislauf des Lebens, der stets mit Unvorhersehbarem konfrontiert wird, in jeder Generation. Ästhetisch, skurril, verstörend, berührend, überraschend...
Hohe Bewegungs- und Darstellungskunst. Exzellente Körperbeherrschung. Faszinierend. Nach hochspannenden 70 Minuten mehrere Minuten kräftiger Applaus mit Jubel, Bravos und Fußtrappeln. Übrigens: Die besondere Nähe der beiden Tänzerinnen, und damit diese Performance, ist nur möglich, weil beide Künstlerinnen in einem Haushalt leben.

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 18.09.2020
Die Stunde null
von Bert Strebe
"Wir wissen nicht, wohin wir fallen"; Am Sonnabend , 19.September, wird das Tanzstück "Zero" in der Eisfabrik uraufgeführt. Es ist eine Arbeit über Nähe und Distanz, Tod und Leben.