”Meisterhaft” lautete kurz und bündig das Urteil der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung über “Ali - The Greatest“. Die Summe aus Showtalent, Intelligenz und Schlagfertigkeit hat einen Namen … Muhammed Ali (“alias Cassius Clay“, wie deutsche Sportkommentatoren gerne sagten).

Der ehemalige Schwergewichtschampion ist mehr als ein Boxer. Und dennoch hat bislang niemand versucht, sein Leben auf die Bühne zu bringen. Zu fern scheint der brachiale Kampfsport dem Theater zu stehen - und ist ihm doch so nahe.

Man kann damit beginnen, die Choreographien von Alis Ringtänzen nachzubilden, um sich sodann mit der Entstehung einer Legende auseinander zusetzen und sich schließlich mitten in den politischen Auseinandersetzungen der 60er und 70er Jahre wiederzufinden, für die Muhammed Ali sich ebenso massiv eingesetzt hat wie Martin Luther King oder Malcolm X.

Man kann diesen Muhammed Ali gar nicht überschätzen, wie dies all jene tun, die in ihm bloß das Großmaul, den Angeber sehen. Er hat so unterschiedliche Autoren wie Norman Mailer und Jan Philipp Reemtsma fasziniert, man hat ihm Gedichte (z.B. Wolf Wondratschek) und einen Film (“When we were Kings“) gewidmet, für den er als Darsteller sogar einen Oscar erhalten hat. Er sorgte für Aufsehen durch seinen eigenwilligen Boxstil, aber auch durch sein Bekenntnis zum Islam und seine Kriegsdienstverweigerung, die ihm in den USA zur Zeit des Vietnamkriegs ein Berufsverbot eintrug.

Dieser Boxer ist ein Jahrhundertgenie, wie geschaffen für ein multimediales Porträt in der Galerie der Geister des 20. Jahrhunderts. Die Inszenierung, die auf mehreren Ebenen in der Zentralhalle der Eisfabrik spielt, will dabei ebenso etwas vom Geist des Boxens spürbar werden lassen wie von der speziellen Atmosphäre jener bewegten Dekaden, als so vieles noch möglich schien, was heute nicht einmal mehr als Utopie greifbar ist.

 

Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen, der Niedersächsischen Lottostiftung und dem Fonds Darstellende Künste.


Premiere am 22. Jan 2000,
insgesamt 25 Aufführungen zwischen dem 22. Jan 2000 und 06. Jun 2000

COMMEDIA FUTURA OnTour:
06. Jun 2000 EXPO 2000 - Weltausstellung, Deutscher Pavillion Hannover
06. Jun 2000 EXPO 2000 - Weltausstellung, Deutscher Pavillion Hannover

Ensemble


Konzept: Peter Piontek,Wolfgang A. Piontek
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Anneke Schwabe
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühne: Carsten Schmidt
Kostüme: Myriam Valenzuela
Musik: Uwe Vogel
Videos: Angelo Sansone
Lichtdesign: Wolfgang Denker

BILD | 16.02.2000
Traurig-schön: die Geschichte von Muhammad Ali
von Janus Baumann

Das haut mächtig rein: Die Commedia Futura in | der Eisfabrik (Seilerstraße 15-17) hat sich das Leben des wohl berühmtesten, sicher aber großmäuligsten Boxers aller  Zeiten vorgenommen. „Ali - The Greatest“ ist die Geschichte von Muhammad Ali, geboren als Cassius Clay, mehrfacher Schwergewichts-Weltmeister. Den tänzerischen Kampfstil des Champions hat Regisseur Wolfgang Piontek in Bewegungstheater umgesetzt, und es wie gewohnt mit Sprachszenen, Videos und starker Musik (von Uwe Vogel) angereichert. Dem sechsköpfigen Ensemble wurde ein richtiges Boxtraining verordnet. Herausgekommen ist dabei eine mal realistische, mal verrückte Szenefolge mit viel Atmosphäre. Themen wie Rassenkonflikte oder Vietnamkrieg kommen vor, auch die spätere Krankheit Alis wird nicht ausgespart. Die oft eindringliche Inszenierung hat einen wunderschönen, traurigen Schluss. Die Dialoge sind etwas dünn, das Stück ein wenig zu lang. Trotzdem: Hingehen!

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 24.01.2000
Sieg in Zeitlupe
von Ronald Meyer-Arlt

Was hat Boxen mit Tanzen zu tun? Bei der Commedia Futura viel. Die Theatergruppe erinnert an „Ali -The Greatest" - und tritt in meisterlicher Form an.

Auf der Suche nach einem Helden hat sich die freie hannoversche Theatergruppe Commedia Futura in der Eisfabrik auf die Spuren eines Sportlers begeben. „Ali - The Greatest“ ist eine Hommage an Muhammad Ali, vormals Cassius Clay, den größten Boxer des zwanzigsten Jahrhunderts. Auf Grundlage der Autobiografie des Weltmeisters hat das Team um Regisseur Wolfgang A. Piontek und Dramaturg Peter Piontek etwa zwei Dutzend Szenen entwickelt, die verschiedene Lebensstationen des Boxers darstellen. Eher thematisch (der Kampf, das Geld, die Liebe, die Politik) als chronologisch zeichnen vier Schauspieler und zwei Schauspielerinnen das Leben und die Kämpfe Alis nach. Dabei bedienen sie sich höchst unterhaltsam unterschiedlicher theatralischer Ausdrucksformen. Es gibt hervorragende Tanztheatersequenzen zu sehen, ausgefeiltes Spiel mit Videodokumenten, sehr schöne Gesangseinlagen und auch dialogische Szenen. Dass es unmöglich ist, die Dramatik eines Boxkampfes auf die Bühne zu übertragen, wissen die komödiantischen Futuristen - und trotzdem boxen sie. Sie boxen in extremer Zeitlupe oder in der Gruppe, und das Boxen löst sich auf in das, was es auch immer war: in Tanz. Die Emotionalität des Kampfes wird nachgereicht im schauspielerischen Ausdruck: Stephane Bittoun als Muhammad Ali zeigt viel vom Schmerz, von der Wut und den Träumen des Meisterboxers, und Christoph Linder findet als Freund und Coach erstaunlich leicht und unpathetisch Ausdruck für die Leidenschaft und den Siegeswillen. In einer Szene zitiert die Commedia-Futura-Kompagnie - ein bisschen selbstironisch - auch die Theatermittel der späten sechziger Jahre wie das Straßentheater des Living Theatre. Mit Pappschildern    und    festem Freund/Feind-Schema geht’s gegen Rassismus und den Vietnam-Krieg. Auch das freie Theater hat sein Museum. Die Commedia Futura spielt damit. Ohne Angst, ohne Scham, ohne Ehrfurcht. Meisterhaft.

Neue Presse | 24.01.2000
Comedia Futura zeigt mehr Krampf als Kampf über Ali
von Evelyn Beyer

Er ist nun mal der Größte. Wer sich an Boxlegende Muhammed Ali wagt, kann sich eine blaue Nase holen. In sechs Multimedia-Theaterrunden spielt Commedia Futura in der Eisfabrik das Leben des Jahrhundert-Sportlers durch -und holt trotz einiger guter Szenen nicht weit genug aus. Zum Auftakt flimmern Schwarzweiß-Fernseher, ertönt die alte Eurovisions-Hymne: Erinnerungen an so manche durchfieberte Box-Nacht. Wie das Großmaul Cassius Clay den Weltmeister Fleischberg Sonny Liston bezwang, wie er seinen „Sklavennamen" ablegte und zum „Schwarzen Moslem" wurde, wie er die Einberufung nach Vietnam verweigerte, weil das ein Krieg der Weißen sei: sechs Darsteller lassen Ali lebendig werden. Witzige Episoden sind dabei, so etwa als der Clan der Milliardäre aufheult, weil „ihr" Champion beschlossen hat, künftig für die eigene Tasche zu boxen. Und in den tanzartig choreogra-fierten Boxszenen gelingt es dem körperlich topfitten Ensemble alle Bewegungskunst des Box-Sports deutlich zu machen. Dazu Originalszenen via Großbild-Leinwand. Doch in Dialogen oder in Monologen des Champs, wird es krampfig. Ein Beziehungsgespräch zwischen Ali und seiner Ex-Ehefrau erinnert an deutsche Seifenopern. Und dass er vor dem K.o.-Schlag gegen Foreman über Ängste und Schmerzen sinniert haben soll, wird lau ausgewalzt. Zum Finale Bilder des olympischen Feuers und die brüchige Stimme des Champs über Lautsprecher, von Parkinson gezeichnet und mitten im Satz abgedreht - respektlos, als habe er in der Krankheit seine Würde verloren. Muhammed Ali ist größer. So fehlt dem Premierenbeifall die Begeisterung.

Plakat:
Ali - The Greatest
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T (0511) 81 63 53
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