
Sta(d)t der Liebe
witzig, originell und rundum perfekt inszeniert. (HAZ) Lieben Sie jemanden? Und woraus schließen Sie das? Warten Sie noch auf die große Liebe oder haben Sie sie schon durchlebt, mit all ihren Höhen und Tiefen? Und wie oft? Einmal, dreimal?
Über Liebe ist scheinbar alles schon gesagt, und doch muss sie immer wieder neu durchlebt und beschrieben werden.
Diese Produktion von Commedia Futura fügt den großen Liebesgeschichten aus Film und Weltliteratur keine weitere hinzu, es ist eine Collage. Regisseur Wolfgang A. Piontek hat Sequenzen aus dem großen Bilderbuch der Liebe, Fragmente privater Geschichten und Videos zu einem faszinierendem, durchrhythmisierten und – choreographierten Reigen montiert. Ob der erste Kuss, die ersten unvermeidlichen Eifersuchtsszenen oder andere Handgreiflichkeiten der unzweideutigen Art – die Inszenierung lässt keine Variationen des Themas aus und konfrontiert den Zuschauer mit abrupten Wechseln von komischen und düsteren Szenen.
Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Lottostiftung.
Premiere am 10. Jul 1999,
insgesamt 31 Aufführungen zwischen dem 10. Jul 1999 und 30. Okt 1999
COMMEDIA FUTURA OnTour:
16. Sep 1999 Nordkurve '99 - Festival Norddeutscher Freier Theater LOT Braunschweig
17. Sep 1999 Nordkurve '99 - Festival Norddeutscher Freier Theater LOTBraunschweig
18. Sep 1999 Nordkurve '99 - Festival Norddeutscher Freier Theater LOT Braunschweig
24. Sep 1999 Nordkurve '99 - Festival Norddeutscher Freier Theater Kulturetage Oldenburg
25. Sep 1999 Nordkurve '99 - Festival Norddeutscher Freier Theater/ Kulturetage Kulturetage Oldenburg
Ensemble
Konzept: Gruppe
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Laetitia Mazzotti-Colombo
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühne: Jürgen Friede
Kostüme: Elena Neuthinger
Musik: Christoph Littmann
Videos: Angelo Sansone, Christoph Lopithal
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Bild | 14.07.1999
Stadt/tt der Liebe: Menschen zwischen Kuss und Krach
von Janus Baumann
Wenn zwei sich zueinander hingezogen fühlen, herrscht eitel Sonnenschein in den Herzen, oder? Nicht unbedingt, findet Commedia Futura und nennt das neue Stück doppeldeutsch „Sta(d)tt der Liebe“. Regisseur Wolfgang A. Piontek und sein Ensemble haben eine ihrer typischen Szenenfolgen mit Sprache, Tanz, Videos und Musik angeführt, das Material stammt oft aus den Biographien des Produktionsteams.
Da gibt's den schüchternen ersten Kuss, den großen Krach, andere Schwulitäten oder eine Projektion von Ober-Indianer Winnetou, der irgendwelchen Stuss über Sex faselt, überhaupt werden gerne Erwartungshaltungen enttäuscht. In der komischsten Szene quatschen vier verklemmte Wissenschaftler durcheinander - die Texte (z.B. „die körperliche Begierde nimmt überhand ...“) stammen aus einem 50er-Jahre-Buch namens „Lerne glücklich Lieben“.
Alle sechs Darsteller überzeugen, Alex Deller ist ein klein wenig der Star des Abends. Einziges Manko: Das Stück hat ein paar Längen.

bsz | 23.02.2021
Sta(d)t der Liebe
von Katja Mortzfeld
Festival Norddeutscher Freier Theater ,,Das Risiko des Auswärtsspiels"
Es soll ein Festival werden, das bewegt. Die Zuschauer, die Spielstätten, die Ensembles und die ganze freie Theaterszene. ,,Nordkurve 99" haben die Macher des ersten Festivals Norddeutscher Freier Theater ihre Veranstaltung genannt, die bis zum 9. Oktober in sieben Städten und drei Bundesländern stattfindet. In Braunschweig ist das LOT-Theater mit von der Partie. Der Name ist Programm, die freien Theater sollen die Kurve kriegen. Als eingefleischter Fußballfan hatte der Hannoveraner Regisseur Wolfgang Piontek die Idee zum Namen Nordkurve. ,,Dort sitzen im Stadion die treuesten Fans, die Mut haben und das Risiko des Auswärtsspiels auf sich nehmen",·erklärt Festivalleiterin Magdalene Kipp den Zusammenhang zum Freien Theater. Auf dem Spielplan stehen 61 Aufführungen an sieben Orten mit neun Ensembles und elf Produktionen. Vor einem Jahr wurde die Idee für das Festival geboren, Ausgangspunkt war der Verbund Freier Spielstätten, dessen Mitglieder sich regelmäßig trafen, um Erfahrungen auszutauschen. ,,Wir fragten uns, ob wir nicht vielleicht kooperieren wollten, gemeinsam etwas organisieren", sagt Magdalene Kipp. Und schon war die Festival-Idee da, die Arbeit begann. Und dann war da noch die Frage der Finanzierung. Magdalene Kipp: ,,Das Land Niedersachsen hat es als Chance gesehen, Gastspiele zu fördern, der Zuschuss von 75 000 Mark wurde bewilligt". Der Rest des Etats von 190 000 Mark kommt aus Eigenleis tungen und Sponsorengeldern. In den drei Festival-Wochen präsentieren sich professionelle Freie Theater aller Stilrichtungen. Es gibt Tanztheater, dokumentarische Aufführungen, Lesungen, Musik und Figurentheater, alles kreativ und unkonventionell bearbeitet. Die· Aufführungen finden in Braunschweig, Kiel, Oldenburg, Hannover, Hildesheim und Bielefeld statt.
Im LOT-Theater werden vier Stücke aufgeführt. Am 24. und 25. September kommt das Theater Mahagoni aus Hildesheim mit dem Stück "Die Unbekannte mit dem Fön", am 26. September steht Shakespeares "König Lear" vom Theaterlabor Bielefeld auf dem Spielplan, am 5. Oktober folgt ein literarischer Abend der theater werkstatt Hannover mit dem Titel "Eigentlich darf man es niemandem sagen .. :". Die Mitglieder des LOT-Theaters sind selbst mit den Produktionen "Rosenstraße '43" und ,,trans.u" auf Festival-Tour.
,,Stat(d)t der Liebe". Ihre aktuelle Produktion ist eine Collage. Und es geht um die Liebe. Erzählt wird keine neue alte Lovestory, sondern Regisseur Wolfgang Piontek hat Sequenzen aus dem großen Bilderbuch der Liebe, Fragmente privater Geschichten und Videos zu einem dynamischen Reigen montiert, der keinen Moment langweilig wirkt. Witzig und originell, aber auch düster und bedrohlich erzählen die Darsteller kleine Geschichten um den ersten Kuss, Eifersucht, unglückliche Liebe und Sex. Sie scheuen keine eindeutig zweideutigen Posen, lassen keine Variation des Themas aus, wechseln beabsichtigt abrupt von komischen zu ernsten Szenen. Die Darsteller variieren zwischen Pantomime, Gesang, Dialogen, mixen Absurdes mit Realem und Fiktivem. Originell bespielen sie das unbekannte Theater, beziehen Zuschauerraum, Fußboden, Vorhang, mit ein. Schade, dass nur wenige Zuschauer den gelungenen Beginn des Festivals erlebten.

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 12.07.1999
Das große Kribbeln
von Ernst Corinth
