
PASSAGE DANGEREUX
I had a flashback of something that never existed
Der Vater Louis liebt das Leben und stellt den Frauen nach, auch im eigenen Hause, wo Sadie, die Englisch-Lehrerin der Kinder, zum Objekt der Begierde wird. Die kränkelnde Mutter Josephine hockt wie eine Spinne im Netz und webt und schafft. Und die hochbegabte Tochter Louise – sie leidet. Sie leidet unter der Situation, unter Heimlichkeit und Betrug.
Gegen die Ängste und Verletzungen ihrer Kindheit, wehrt sich Louise Bourgeois mit ihrer Kunst. Und indem sie die Traumata, aber insgeheim auch die Freuden ihrer Kindheit zum zentralen Thema ihrer Arbeiten macht, schafft sie etwas völlig Neues, eine radikal persönliche Kunst, die sich nicht um künstlerische Ismen und Konventionen schert.
Das kammerspielartig verdichtete Stück von COMMEDIA FUTURA „konzentriert sich mit pointierten Dialogen auf diesen Punkt ... Der jungen Louise stellt Piontek die erwachsene Künstlerin gegenüber. Vroni Kiefer spielt die alternde Bourgeois, die zuletzt immer einen Mantel aus Affenhaar trug, im King-Kong-Kostüm als mal aggressive, mal verletzliche Künstlernatur, für die Kunst vor allem ‚Überlebenstraining' ist." (HAZ)
Die Beschäftigung mit Motiven aus Leben und Werk der bedeutendsten Bildhauerin des ausgehenden 20. Jahrhunderts führt ins Reich des „universell Subjektiven", und darin liegt der Reiz dieses Stoffes wie dieses Stückes, unabhängig davon, ob man das Werk der Louise Bourgeois kennt oder mag. Es könnte aber durchaus zum Einstieg für die Beschäftigung mit einer der Hauptfiguren weiblicher Kunst unserer Zeit werden, da es deren Leben und Werk „assoziativ und mehrdeutig ... auf raffinierte und prägnante Weise beleuchtet" (HAZ).
Gefördert von: Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover,
Stadtbezirksrat Südstadt-Bult
Premiere am 16. Nov 2013,
insgesamt 17 Aufführungen zwischen dem 16. Nov 2013 und 15. Feb 2014
Ensemble
Es spielen
Vroni Kiefer: Louise Bourgeois
Finja Siever: die junge Louise
Jens Kraßnig: Louis Bourgeois, Louises Vater, und Jerry G., ihr Assistent
Stück: Gruppe
Inszenierung/Regie: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Stina Ochner, Maria Stepanov
Dramaturgie: Peter Piontek
Videos: Volker Schreiner
Musik: Christof Littmann
Lichtdesign: Wolfgang Denker
Kostüme: Sabine Mech
Bühne: Franziska Riedmiller
Abendtechnik: Jaroslav Cernuska, Leon Matting; Techn. Mitarbeit: Michael Liiv
Administration: Judith Elbeshausen, Deniz Maschmann
Visuelle Kommunikation: Ralf Mohr
Wir danken allen, die uns geholfen und dazu beigetragen haben, dass diese Produktion möglich wurde. Wir danken unseren Förderern!

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 18.11.2013
Von Affen und Spinnen
von Kerstin Hengst

Stadtkind | 18.11.2013
PASSAGE DANGEREUX
von Leif Hanke
Die Commedia Futura inszeniert unter der Regie von Wolfgang A. Piontek mit dem Stück "Passage Dangereux - I had a flashback of something that never existed" eine Hommage an die französisch-amerikanische Künstlerin Louise Bourgeois, die mit ihren eigenwilligen Installationen ihre Vergangenheit zu bewältigen versuchte. Ein fesselndes Stück über das Leben einer exzentrischen Künstlerin.
Eine Künstlerin, deren Angst immer Motor ihres Schaffens war. Die Bühne wird zum Schauplatz dieser Angst und Depression, kahle Gitterstäbe und von der Decke hängende Stühle schaffen eine geheimnisvolle, einengende Atmosphäre. Der Theatersaal der Eisfabrik ist verwandelt zum Spiegelbild einer verletzten und doch starken Seele. Das Stück erzählt von der Kindheit dieser Louise und von ihrem Leben als erwachsene Künstlerin, die ihre Probleme und Ängste mit der Kunst selbst therapieren will. Ein gefährlicher Gang. Die junge Louise (Finja Siever) entdeckt früh ihre künstlerischen Ambitionen, die von ihrer Mutter und ihrem Vater (Jens Kraßnig) gefördert werden. Doch das junge Mädchen wächst in zerrüttenden Verhältnissen auf, der Vater geht mit dem Kindermädchen fremd, die Mutter zerbricht immer mehr an dieser Verletzung, ihr Schmerz macht sie krank. In dieser Phase ihres Lebens entstehen die Ängste vor dem Alleinsein, jene Abschürfungen im Inneren, die Louise Bourgeois fortan begleiten und ihr Werk bestimmen. Eindrucksvoll findet diese Zerrissenheit (Dramaturgie Peter Piontek) immer wieder ihren Ausdruck auf der Bühne, eng wird das Schaffen der erwachsenen Louise Bourgeois (herausragend gespielt von Vroni Kiefer) mit ihren Lebenserfahrungen verwoben.
