Hotel Many Welcome
Vier Menschen begegnen sich im Hotel Many Welcome, alle tragen ein Paket mit sich herum, in das man Stück für Stück Einsicht erhält. So wird der Aufenthalt im Hotel Many Welcome nicht nur eine Reise in die Fremde, sondern für jeden der Teilnehmer auch eine Erkundung der eigenen Grenzen von Neugier, Toleranz und Scham.
„Hotel Many Welcome“ ist ein Stück über das Verreisen. Über das Sich-in-die-Fremde begeben und die Konfrontation mit sich selbst und seiner kulturellen Identität in einem fremden Umfeld. Es geht um den Begriff Heimat und die damit verbundenen Vorstellungen - die eigene Wahrnehmung der Heimat als auch die Aussenwahrnehmung. Was glaube ich geht in den Köpfen anderer vor, wenn sie hören, dass ich aus Deutschland komme? Was geht in meinem Kopf vor, wenn ich sage, dass ich aus Deutschland komme? Es geht um Stereotypen/Voreingenommenheiten und um die Auseinandersetzung mit meiner kulturellen Herkunft.
Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen und dem Stadtbezirksrat Südstadt-Bult.
Premiere am 01. Mai 2010,
insgesamt 20 Aufführungen zwischen dem 01. Mai 2010 und 12. Jun 2010
Tänzer
Idee, Choreographie: Felix Landerer
Regieassistenz: Lukas Wegenast
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühne: Melanie Huke
Kostüme: Theresa Klement
Musik: Christof Littmann
Lichtdesign: Wolfgang Denker
Assistenz: Estrella Jurado, Jascha Jacquet
HAZ Spielzeit | 01.05.2010
Ein magischer Moment
von dz
In der Eisfabrik hat Hotel Many Welcome Premiere
Tanztheater über das Verreisen von Commedia Futura nach einer Idee von Felix Landerer, dem Gewinner des diesjährigen Internationalen Choreographenwettbewerbs.
Hannoversche Allgemeine Zeitung | 03.05.2010
Gekommen um zu bleiben
von Kerstin Hengst
"Hundert Türen auf dem Gang, und keiner weiß was von dem Menschen, der nebenan wohnt", heißt es in Vicki Baums Großstadtroman ,,Menschen im Hotel". Im kleinen Begleitheft zu Felix Landerers aktuellem Tanztheaterstück in der Commedia Futura in der hannoverschen Eisfabrik steht nichts davon, dass ihm Baums Geschichte als Vorlage gedient hat. Doch wer die eindringlichen Szenen in „Hotel Many Welcome" verfolgt, fühlt sich an das Buch erinnert: Auch bei Landerer geht es um den Einzelnen in einer anonymen Gesellschaft. Und wie bei Baum durchbricht hier und da das Skurrile den melancholischen Grundton.
Menschen kommen und gehen, ebenso wie Stimmungen. Selbst dem Concierge (Gabriel Wong) mangelt es an Beständigkeit. Eben noch servil lächelnd, reagiert er im nächsten Moment auf seine Gäste mit Brechreiz. Dann wiederum breitet er die Arme einladend auseinander, um gleich darauf mit einer wegscheuchenden Handbewegung alles wieder ins Negative zu verkehren. Der Zuschauer bekommt von den Gästen nur einen flüchtigen Eindruck. Gerade so, als säße er im Foyer und beobachte das Geschehen an der Rezeption. Da ist die schimpfende Koreanerin (Hwan-Hee Hwang), die ob der Tatsache, dass niemand ihre Sprache versteht, immer aggressiver wird. Da ist die Putzfrau (Marijana Savovska), die erst unter der Last eines Teppichs stöhnt, ihn dann aber zur erotischen Spielwiese ausrollt. Den größten Eindruck hinterlässt Milou Nuyens als Nostalgikerin, die einfach nicht Abschied nehmen kann. Ihr Seerosenkleid gleicht der Tapete an der Zimmerwand, an der sich die Tänzerin geradezu festzusaugen scheint. Sie ist gekommen, um zu bleiben.
Felix Landerer, der auch selbst tanzt, dabei jedoch eine eher zurückhaltende Rolle einnimmt, findet schöne, poetische Bilder für Motive wie Ankommen, Fremdsein, Abschied, Abgeschiedenheit, Begegnung. Dabei hilft ihm das detailliert durchdachte Bühnenbild von Melanie Huke: Drei mobile Kästen, die wie überdimensionale Schuhkartons anmuten, symbolisieren gleichermaßen Wände, Fenster, Räume und Türen. Die Tänzer können hineingehen und verschwinden, um dann plötzlich wieder hervorzutreten. Auch die Musik von Christof Littmann ist hervorragend auf das Stück (Dramaturgie: Peter Piontek) abgestimmt: Durch die weitgehend ruhigen Soundmixturen zieht sich wie ein roter Faden der Klang der Handglocke vom Rezeptionstresen.
Felix Landerer hat nach seinem Sieg beim diesjährigen „Internationalen Choreographenwettbewerb" abermals bewiesen, dass er als Choreograf zu einer eigenen Sprache gefunden hat und abendfüllendes Tanztheater auf hohem Niveau bieten kann. Eineinviertelstunden dauert das Stück. Doch man möchte gern länger verweilen in diesem „Hotel Many Welcome". Das Premierenpublikum hat ihm - dem Beifall nach - fünf Sterne verliehen.