Wechsel in der Eisfabrik: Wolfgang A. Piontek übergibt die Leitung der Theatergruppe Commedia Futura an Oliver Dressel
 

Der Lotse geht noch nicht ganz von Bord: Wolfgang A. Piontek (links) übergibt seine Theatergruppe an Oliver Dressel und bleibt weiter Leiter der Eisfabrik.

Der Mann brennt für das Theater. Das kann man vielleicht nicht ein ganzes Leben lang tun. Im Oktober 1982 hat Wolfgang A. Piontek in Hannover sein erstes eigenes Stück auf die Bühne gebracht. Damals hat er noch an der Braunschweiger Hochschule der bildenden Künste studiert. 43 Jahre und 70 Eigenproduktionen später gibt Piontek nun die Leitung der Theatergruppe ab, die er damals gegründet hat und die seit Langem in der hannoverschen Eisfabrik residiert: Die Commedia Futura ist für Piontek nun Vergangenheit.
„Mir ist klargeworden, dass ich schon alles gesagt, getanzt und gezeigt habe“, sagt der 70-Jährige, wenn er über die Gründe für seinen Rückzug spricht. Dazu kommt, dass sich sein Cousin Peter Piontek, mit dem er über viele Jahrzehnte eng zusammengearbeitet hat, die Gruppe Anfang des Jahres ebenfalls verlassen hat. „Da fehlt ein wichtiger Mensch im Gefüge“, sagt Wolfgang A. Piontek.

Die Geschicke der traditionsreichen Theatergruppe lenken fortan der Schauspieler Oliver Dressel und seine Frau, die Sängerin Juli Ndoci. Der 55-jährige Dressel gehört seit vielen Jahren zum Commedia-Gefüge. 1998 war Dressel zum ersten Mal in der Produktion „Lost in Twin Peaks“in der Eisfabrik mit von der Partie. Für Piontek war diese Premiere offenbar unvergesslich: „Sein Spiel war bis auf den Millimeter genau. Nicht nur sein Körper, sondern auch seine Mimik, reich an Hunderten Schattierungen, ließen mich immer wieder staunen. Es war Kunst in ihrer reinsten Form“, sagte er in einer Laudatio auf Dressel, als der in diesem Jahr mit dem Kunstpreis Hildesheim ausgezeichnet wurde. Dressel lebt in Hildesheim, wo er auch studiert hat. Seit Langem prägt er die freie Theaterszene der Region mit. Zusammen mit seiner Frau ist unter anderem beim Landschaftstheater Heersum engagiert, das einmal im Jahr ein ganzes Dorf zum Theaterspielen bringt. Etwas in dieser Richtung schwebt ihm auch für die Commedia Futura vor. „Ich halte es für wichtig, Theater mit Laien zu machen“, sagt er. In Heersum sei es gelungen, verschiedene Generationen und viele Berufstätige in die Arbeit mit einzubeziehen. Dressel will das gemeinsame Theaterspielen als „sinnvolle Zeitverschwendung“verstanden wissen: Es könne Menschen zusammenbringen und Gemeinschaft stiften.

Gleichzeitig möchte der neue Leiter den Kurs von Piontek fortführen, auch wenn der Theatergründer selbst lakonisch ein gemischtes Fazit seiner langjährigen Arbeit zieht: „Es gab schlechte Stücke, und es gab gute Stücke“, sagt Piontek. Die Commedia Futura steht seit Beginn für multimediales Theater mit einem experimentellen Ansatz. Oft spielt Tanz eine wichtige Rolle dabei.

„Die Eisfabrik ist ein besonderer Ort für den freien Tanz“, sagt Dressel. Daran soll sich auch künftig nichts ändern. Dafür wird auch Piontek sorgen, denn als künstlerischer Leiter des Veranstaltungsortes Eisfabrik will er noch weitermachen: Festivals wie die Tanzoffensive bleiben daher in bewährter Form erhalten. Und weil er ohnehin oft im Haus ist, wird er wohl auch künftig bei Proben der Commedia Futura vorbeischauen. „Natürlich ist Oliver jetzt der Leiter, ich rede ihm da nicht rein“, sagt Piontek. Aber wenn es nötig sei, stehe er „mit dem Blick von außen“für alle

HAZ, Stefan Arndt, 30. Oktober 2025
Foto: Irving Villegas

 

 

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