Der Zuschauer wird Zeuge einer hochkonzentrierten Studie ... Weber ... taucht mit seinem Stück tief hinab in die Schmerzzonen der menschlichen Seele (HAZ)

„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe / so müd geworden, daß er nichts mehr hält“, so beginnt Rainer Maria Rilkes Gedicht “Der Panther“, ein Text, der Gregor Weber seit langem fasziniert. Es geht um das Verlorensein in der Gefangenschaft. Es geht dem Tänzer Gregor Weber auch um den Versuch, der Gefangenschaft zu entkommen, um den Versuch der Kommunikation und dessen Scheitern.

Von Rilkes berühmtem Gedicht ausgehend, hat der Tänzer die Bilder des Dichters in Bewegung umgesetzt. So entstand das Material zu diesem Stück, dem die Butoh-Tänzerin und Choreographin Anzu Furukawa die endgültige Form gegeben hat. Die Musik stammt von dem Kölner Musiker Uwe Vogel.

 


Gefördert von dem Kulturamt Stadt Hannover und dem Land Niedersachsen.


Premiere am 07. Sep 1996,
insgesamt 23 Aufführungen zwischen dem 07. Sep 1996 und 28. Nov 1998

COMMEDIA FUTURA OnTour:
07. Sep 1996 Festival Tanz Theater International
13. Okt 1996 Mal-Tanz-Perfomance Blaue Halle - Eisfabrik
05. Feb 1997 Freie Theater Tage Braunschweig 1997/ LOT Theater Braunschweig
16. Jul 1997 Arena 2 – Theaterfestival freier Niedersächsischer Theater 1997/ Theaterwerkstatt Hannover

Ensemble


Konzept & Choreographie: Gregor Weber
Inszenierung: Anzu Furukawa
Bühne: Michael Liiv
Kostüme: Stefanie Deitert
Musik: Uwe Vogel
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Bild | 09.10.1996
Echt animalisch! Gregor, der geniale „Panther“
von JANUS BAUMANN

Ein Mann schlurft langsam durch den schwarzen Saal der Eisfabrik. Ruckartig bewegt er die Arme, wirkt fast so, als würde , er unter Strom stehen. Von Zeit zu Zeit sinkt er urplötzlich in sich zusammen, als habe ihm jemand den Saft abgedreht … Klingt seltsam, ist aber toll. Das Stück bei Commedia Futura heißt „Der Panther“. Ein Solo von Gregor Weber. Es beruht auf einem rätel-haften Gedicht von Rainer Maria Rilke, dreht sich um Motive der Gefangenschaft, des Ausbruchs, der Kommunikation. Weber hat lange in Japan gelebt, dort den Butoh-Tanz erlernt. Dabei muß. man die europäischen Vorstellungen von Schönheit total vergessen: Hier kommt auch die häßliche Seite der menschlichen Seele zum Ausdruck. In Hannover beherrscht diese typischen grotesken Zuckungen keiner so git wie Weber. Beim „Panther“ ließ er sich von seiner japanischen Lehrerin Anzu Furukawa helfen. Uwe Vogels schräge Musik paßt wunderbar zu diesem ungewöhnlichen, faszinierenden und bedrückenden Stück.



Hannoversche Allgemeine Zeitung | 09.09.1996
Kraft mit Schmacht - „Der Panther": Gregor Webers Butoh-Solo nach dem Gedicht von Rainer Maria Rilke
von Alexandra Glanz

Gregor Weber trägt kein Fell und setzt auch den weichen „Gang geschmeidig starker Schritte“ nicht in Tanz um. Weber tanzt überhaupt nicht in dieser Premiere. Sein Solo besteht aus einem Körper, mit dem das Ensemble-Mitglied der Commedia Futura ein Gedicht schreibt, das Poem vom „Panther“, das Rainer Maria Rilke nach einem Besuch im Botanischen Garten in Paris verfaßt hatte. Das war zu Anfang dieses Jahrhunderts.

Gregor Weber ist um die 30, und er macht mit seinem Körper etwas, das er Butoh nennt: Die Folge der Bewegungen orientiert sich nicht an äußeren Schritten, sondern am inneren Fühlen. Über diesen weniger tänzerischen als verleiblichten Ausdrück ist wenig geschrieben
worden. Er kam aus dem Japan der Nachkriegszeit in den sechziger Jahren nach Europa. Aha-Erlebnisse mit wundervollem Gänsehaut-Effekt waren die Folge, als der damals schon greise Kazuo Ono die Unschuld eines Mädchens sprichwörtlich verkörperte.

Das mit der Gänsehaut hat sich in der Eisfabrik wieder ereignet: Rilkes Beobachtung vom „Tanz von Kraft um eine Mitte“ wurde wahr. Eine Wahrheit mit höchst vergnüglichen Momenten. Zum einen erlaubt die Musik (Uwe Vogel) Sottisen, in der verzweifelte Ausbruchssequenzen sowohl von Elvis’ Schmachtfetzen „Only You“ als auch von Tango-Tönen unterbrochen werden - siehe das Unterhaltende eines Sonntagsausflugs zum Panther-Käfig. Zum anderen verweigern die respektlosen Kostüme von Stefanie Deitert jeglichen pathetischen Beigeschmack. Deiterts Summa-curn-laude-Abschlußarbeit an der Fachhochschule Hannover offenbart, wie das angemessene Dessous unter einer mausgrauen, bermudakurzen Hose aussieht …

Auch wenn das Festival zum Ende dieser Woche schließt, der „Panther“, für dessen Einstudierung Weber die in Braunschweig lebende Butoh-Trainerin Anzu Furukawa engagierte, läuft weiter: an den nächsten September- und Oktober-Wochenenden, jeweils freitags bis sonntags um 20 Uhr, in Hannovers heißester Tanz-Adresse: der Eisfabrik.

Neue Presse | 26.09.1996
Getanztes Gedicht: Weber läßt in der Eisfabrik den Panther los
von JÖRG WORAT

„Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd' geworden, daß er nichts mehr hält..." Wenn Gregor Weber in der Eisfabrik dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke tanzt, wird plötzlich vieles sonnenklar: „Der Panther", das Solo des Commedia-Futura-Mitglieds, ist erste Sahne. Mit kopflastigen Analysen kommt man bei dieser Vorstellung nicht weiter. Hier gilt's, sich einzulassen auf die Gefühlswelten um das Gefangensein, den Ausbruch, die Freiheit, die Kommunikation. Webers Spezialität ist der Butoh-Tanz, den er . im Ursprungsland Japan erlernte. Bizarre Bewegungsmuster prägen diesen Stil, der auch die garstigen Seiten der menschlichen Natur einbindet. So hat es tatsächlich tierische Züge, wenn sich der Tänzer zu Beginn minutenlang schnuppernd und zuckend zum Vordergrund der Bühne vorarbeitet. In der Mitte der Performance überrascht eine kurze slapstickartige Einlage. Und gegen Schluß zeigt Weber einen faszinierend irreal wirkenden Tanz, der aussieht, als würde jemand Filmsequenzen abwechselnd vor- und rückwärts ablaufen lassen. Auch andere tragen dazu bei, daß diese Aufführung ein Knüller ist. Die Inszenierung übernahm die Japanerin An-zu Furukawa. Uwe Vogel hat eine eindringlich-beklemmende Musik zusammengemixt (unter anderem wird die Schnulze „Only you" durch die Mangel gedreht) und sorgt obendrein für den besten Sound, der je im Schwarzen Saal zu hören war. Stefanie Deiters Kostüme sind mit „äußerst eigenwillig" am besten beschrieben. Und Wolfgang Denkers souveräne Lichtarbeit ist an diesem Ort inzwischen schon Standard. Also: „Der Panther" ist los - auf die Pirsch.

Plakat:
Der Panther
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