Das Off-Theater in Hannovers Südstadt hat die Geschichte des Androiden-Jägers Rick Deckard und seiner Geliebten, der Replikanten Rachael Tyrell, weiter erzählt.
„Das hat zwar mit dem Original-‚Blade Runner’ wenig zu tun, rundet sich aber dank des gut aufgelegten Ensembles zu einem kurzweiligen Theaterabend“, meinte der Rezensent der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Commedia Futura habe ein ‚menschlich-allzu-menschliches Multimedia-Spektakel aus dem Geiste moderner technoider Phantasien’ avisiert – und nicht zu viel versprochen.

Und auch die Kritikerin der Neuen Presse sah das so: „Falscher Film? Nein, der Transport auf die Bühne klappt.“

Er ist da, der Blade Runner, er ist zurück und läuft – in der Bühnen-Version von Commedia

Und was ist zu sehen?: „stringent choreografierte Tanzeinlagen, groovende Technogewitter und Projektionen zwischen Experimentalfilm- und MTV-Clip-Ästhetik. Außerdem gibt es ein paar schöne Einfälle wie den sprechenden Koffer voll komprimierter Gehirnmasse, actionsatte Slowmotion-Prügeleien ... und Diskurse über Realität, Liebe und das Dasein...“ (HAZ).


„Wilde Bilder fährt die Commedia Futura in ihrem Cyborg-Märchen auf, lässt die Replikanten per Rollbahn einrutschen oder einem eisnebeldampfenden Kühlschrank entsteigen. Dicht sind die Tanzszenen, in denen sich drei Klon-Rachaels in Ricks wirre Träume mischen.“(Neue Presse)

 

Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Lottostiftung.


Premiere am 30. Apr 2005,
insgesamt 25 Aufführungen zwischen dem 23. Apr 2005 und 25. Jun 2005

Ensemble


Konzept: Gruppe
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Violetta Pasierb
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühnenbild: Magda Jarzabek, Wolfgang Heinrich, Marc-André Bailly
Kostüme: Julia Vincenz
Musik: Christof Littmann
Videos: Volker Schreiner
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Auf Hannovers Bühnen | 01.06.2005
Die Rückkehr des Blade Runner - »Guten Morgen. Bist du vom Mars?«
von Gerd Bösenberg

Ridley Scotts Filmepos »Blade Runner« kennt kaum noch jemand. Dabei ist das ein Science-Fiction-,Klassiker. Übrigens auch der zugrunde hegende Roman von Philip K. Dick. Die Commedia Futura, die sich schon hin und wieder auf die Spur außergewöhnlicher Filme gemacht hat, schreibt die Geschichte mit »Die Rückkehr des Blade Runner« weiter, verquickt sie aber auch mit Sequenzen aus Scotts Film, den wir hier in kleinen Ausschnitten präsentiert bekommen. Rick Deckard und Rachael Tyrell leben auf dem Mars, den wir in schönen Bildern auch sehen. So beginnt das Stück als Fortsetzung des Films. Rachael ist eine Replikantin, eine Klon-Frau. Rick hat sie hierhin verfolgt und sich in sie verhebt. Die beiden haben sich gemütlich mit Sitzecke und Glassarg als Schlafplatz für Rachael eingerichtet. Wenn sie sich im Glassarg befindet, steht die Zeit für Rachael still, denn ihr Konstrukteur hat ihr nur vier Jahre Zeit einprogrammiert. Rachael singt ein kleines Lied so grauenhaft falsch, »wie das nur Menschen fertig bringen«, sagt Rick, worauf Rachael den entscheidenden Satz ausstößt: »Ach Rick, du unterscheidest immer noch«. Rick ist verunsichert und besteht auf dem »Voigt-Kampff-Test«, der es ermöglicht, künstliche Replikate von echten Menschen zu unterscheiden. Rick Deckard reist vom Mars zur Erde, um sich über das Wesen seiner Liebsten Klarheit zu verschaffen. Hier nun zündet Regisseur Wolfgang A. Piontek ein wildes Multimedia-Spektakel in bewährter Commedia-Futura-Manier: Tolle choreographische Tanzeinlagen von Replikantinnen, Technogewitter, rasante experimentelle Projektionen, Fließschrift an den Wänden, Slow-motion-Prügeleien und als besonderer Gag ein sprechender Koffer, der vollstecken soll mit komprimierter Gehimmasse. Zwischendurch bekommt das Science-Fiction-Märchen auch ernstere Züge, wenn über die Reproduzierbarkeit menschlicher Existenz verhandelt wird, über Klonen und Gentechnik. Hier ist intelligentes, starkes und kurzweiliges Theater hautnah zu erleben.

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 02.05.2005
Auch Replikanten singen falsch
von MICHAEL QUASTHOFF

Ridley Scotts düsteres Film-noir-Epos „Blade Runner“ schildert die Jagd des Cops Rick Deckard nach vier gentechnisch hergestellten Replikanten. Sein Problem ist nur, dass man Mensch und Maschine eigentlich gar nicht mehr auseinander halten kann. Genauso war es auch in der hannoverschen Eisfabrik, wo die Commedia Futura jetzt ihre Version des Science-Fiction-Klassikers „Die Rückkehr des Blade Runner“ herausbrachte.

Gleich zu Beginn trällert sich die Re-plikantin Rachel so herzerweichend falsch durch eine Ballade, dass der „Firma“ eigentlich die Haare zu Berge stehen müssten. Deckard (Christoph Linder) jedoch ist zu Tränen gerührt, er liebt das betörende Püppchen. Eben weil sie so schlecht singt, wie es nur Homo sapiens fertig bringt. Das führt zu ernsten Beziehungsproblemen. „Du machst immer noch den Unterschied“, mault Rachel. Der Galan windet sich und besteht auf einem Identitätstest. Dieses Verfahren stammt aus Scotts Vorlage, was dem Zuschauer prompt das Vergnügen beschert, einen ersten Filmausschnitt an die Wand geworfen zu bekommen.

Das ist keine Überraschung, schließlich hat Regisseur Wolf gang A. Piontek ein „menschlich-allzumenschliches Multimedia-Spektakel aus dem Geiste moderner technoider Phantasien“ avisiert - und nicht zu viel versprochen. Rick Deckart reist vom Mars zur Erde, um sich über das Wesen seiner Gefährtin Klarheit zu verschaffen, und in bewährter Commedia-Futura-Manier geht das nicht ab ohne stringent choreogra-fierte Tanzeinlagen, groovende Technogewitter und Projektionen zwischen Experimentalfilm- und MTV-Clip-Ästhetik. Außerdem gibt es ein paar schöne Einfälle wie den sprechenden Koffer voll komprimierter Gehirnmasse, actionsatte Slowmotion-Prügeleien mit dem Firmenfinsterling Tyrell und Diskurse über Realität, Liebe und das Dasein im vernebeltem Matrix-Jargon.

Das hat zwar mit dem Original-„Blade Runner“ wenig zu tun, rundet sich aber dank des gut aufgelegten Ensembles zu einem kurzweiligen Theaterabend.

Neue Presse | 02.05.2005
Blade Runner tanzt durch die Matrix
von EVELYN BEYER

Ehealltag mit einer Maschine: Betörend, ja, rührend singt Rachael - „wie keine    ... menschliche Stimme, will ihr Gatte Rick sagen, doch er schluckts runter: Replikantinnen sind sensibel. „Ach Rick, du unterscheidest noch immer", seufzt die schöne Androidin dennoch unglücklich.

„Die Rückkehr des Blade Runner": Heimelig geht sie bei der Premiere der Commedia Futura in der Eisfabrik los. Rick und Rachael, man erinnert sich, hatten ein Happy End in der ersten „Blade Runner"-Kino-fassung, weniger happy in Rid-ley Scotts legendärem „Di-rector's cut". Nun wohnen sie auf dem Mars, mit trauter Sitzecke und Glassarg für die Schöne zum Schlafen. Darin steht für sie die Zeit still, vier Jahre hat sie insgesamt, zu kurz für die große Liebe. So reist Rick zur Erde ... Das kann nur ein Albtraum werden. Schließlich wollen, so belehrte die Fließschrift auf zwei Leinwänden anfangs, die Maschinen die irdischen Zügel an sich reißen. Atemlos jagt Rick projizierte Straßenschluchten lang, gerät in die Fänge androider Hexen: „Menschen sind das Geschwür dieses Planeten", kreischt die Anführerin, während sie Rick mit Füßen malträtiert, „sie sind die Pest, und wir Maschinen sind die Heilung." Charmant.
Wilde Bilder fährt die Commedia Futura in ihrem Cyborg-Märchen auf, lässt die Replikanten per Rollbahn einrutschen oder einem eisnebeldampfenden Kühlschrank entsteigen. Dicht sind die Tanzszenen, in denen sich drei Klon-Rachaels in Ricks wirre Träume mischen. Denn auch wenn der Blade Runner die rote Wahrheitspille schluckte: Die Wirklichkeit, die er erlebt, ist nur eine weitere Spielart der Illusion. Willkommen in der Matrix, Blade Runner, Agent Smith ist auch schon da. Falscher Film? Nein, der Transport auf die Bühne klappt. So gut, dass einige längliche Dialoge wie mit dem absurden Koffer entbehrlich wären— letztlich bleibt ja doch alles ein Rätsel. Wo die Inszenierung ganz auf den Tanz der Bilder setzt, hat sie starke Momente. Viel Applaus.

stadtmagazine | 20.05.2005
Die Rückkehr des Blade Runner (Theaterkritik)
von Nadine Jerke

Die Geschichte: Rick Deckard ist ein ehemaliger Blade Runner. Seine Aufgabe war es, Repiikanten zu jagen. Als er sich eines Tages in die schöne Rachael verliebt, kann er gar nicht glauben, dass auch sie eine dieser Maschinen ist. Aber die Liebe ist stärker und der einstige Jäger lebt nun zusammen mit seiner Rachael auf dem Mars. Doch die gemeinsame Zeit der beiden ist begrenzt, denn Rachael's „Lebenszeit" ist auf vier Jahre festgelegt. Um das Leben mit seiner Geliebten zu verlängern, macht Rick sich auf den Weg zur Erde, in der Hoffnung, ihr doch noch helfen zu können, trifft er aufseine Vergangenheit...

Die Darsteiler: In den Hauptrollen Rachael und Rick sind Lea Sarah Tugendreich und Christoph Linder zu sehen. Beide spielen ihre Figur überzeugend. Stephan Fiedler, der gleich mehrere Rollen übernimmt, stellt seine Wandlungsfähigkeit gut unter Beweis.

Die Inszenierung: Die Umsetzung des Stückes erinnert nur teilweise an den bekannten Film „Blade Runner". Auf zwei Leinwänden werden unter anderem Szenen aus dem Film eingespielt. Dieser Teil der Inszenierung gefällt nicht nur, sondern hilft auch dabei, die doch recht chaotische Vortragsweise zu sortieren. Utensilien wie ein sprechender Koffer tragen ebenso zum Unterhaltungswert bei wie Kampfszenen in Zeitlupenmanier. Eine sehr schöne Lösung hat das Commedia-Team mal wieder für die Aufteilung der Zuschauerplätze gefunden. „Schlechte" Sitzplätze gibt es nicht, immer ist man mittendrin in der wuchtig inszenierten Blade Runner-Fassung.

Fazit: Was das Fazit angeht, kann man wohl geteilter Meinung sein. Es ist schon eine besondere Note, die diesem Stück verliehen wurde und mit Sicherheit ist dies nicht jedermanns Sache. Nach nicht ganz 1,5 Stunden Vorstellung weiß der Zuschauer im Grunde noch nicht, worauf die Geschichte hinausläuft - und er wird es auch nicht erfahren. Die ziemlich bizarren Bilder fügen sich gut in das Science-Fiction-Gebilde ein, ebenso wie die elektronischen Klänge. Wer das Buch oder den Film Blade Runner nicht kennt, wird aber vermutlich nur schwer hinter die „Message" des Stücks kommen. Man hat schon deutlich bessere Stücke in der Commedia gesehen.


Video

Plakat:
Die Rückkehr des Blade Runner
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