Vier Jungen im Alter von acht bis zwölf sind dem sogenannten „Kirmesmörder“, der „Bestie von Langenberg“ zum Opfer gefallen.

Jürgen Bartsch hat seine Opfer mißbraucht und gequält, ehe er sie ermordete. Er selbst stirbt 1976 im Alter von 29 Jahren durch ein falsch dosiertes Narkosemittel bei seiner Kastration, in die er eingewilligt hatte, weil er sich davon eine Befreiung von seinen Schuldgefühlen und Mordphantasien erhoffte.

Kein Serienmörder hat sich so offen zu seinen Taten geäußert, keiner wurde von so vielen Gutachtern untersucht wie Jürgen Bartsch.

Aus diesem Material schuf Oliver Reese ein bedrückendes Stück, das den Täter auch als Opfer zeigt, als einen Jungen, der unter der Lieblosigkeit und Stumpfheit seiner Adoptiveltern, eines Metzgerpaares in der rheinischen Provinz leidet.

 

 

 


Premiere am 03. Apr 2003,
insgesamt 7 Aufführungen zwischen dem 03. Apr 2003 und 03. Mai 2003

Ensemble


Stück: Oliver Reese
Inszenierung: Peter Lüder
Bühne: Markus Schmidell
Kostüme: Maren Lepping

Neue Presse | 22.03.2003
Hartes vom Kindermörder
von mai

Metallisch scheppernd fällt das Schloss hinter den Zuschauern ins Eisentor: Willkommen im Knast, willkommen bei der Commedia Futura.

Aus der Reihe „Locked in - Gefangen” gabs „Bartsch Kindermörder" von Oliver Reese in der Eisfabrik. Eine wahre Geschichte: Jürgen Bartsch, vierfacher Kindermörder, stirbt 1976 durch eine falsch dosierte Narkose bei seiner Kastration. Ausdrucksstark, überzeugend, ergreifend stellt Eckhard Müller in dem eineinhalbstündigen Monolog den Mörder dar, bringt dessen kranke Seele zum Ausdruck. Gut gespielt, allerdings sehr detailreich.

Nur etwas für ganz Hartgesottene.

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 22.02.2003
Die Qual, der Qual
von Bert Strebe

„Bartsch, Kindermörder” in der Commedia Futura Hannover

Die Zuschauer werden durch ein schepperndes Gittertor eingelassen, drinnen wartet ein schüchterner Mann, brav gescheitelt, ganz strickjackentragende Hamlosigkeit, und schenkt Kaffee aus. Aber dann beginnt er zu erzählen, und unter der Haut zucken die Gesichtsmuskeln. Mit ungeheurer Anstrengung hält er das, was ihn quält, im Zaum. Was ihn quält ist, dass er gequält hat. Vier kleine Jungen von acht bis elf Jahren. Er hat sie gefesselt und ausgezogen, hat sich an ihnen vergangen, hat sie getötet und fachgerecht ausgenommen, wie er es daheim in der Metzgerei seines Adoptivvaters gelernt hat, der Mann ist Jürgen Bartsch, ein Serienmörder, der 1966 festgenommen wurde, weil sein fünftes Opfer fliehen konnte. Es konnte fliehen, weil Bartsch, damals 19, die Tortur unterbrechen musste: Er hatte pünktlich zum Essen zu Hause zu erscheinen.

Oliver Reese hat den Briefwechsel, den Bartsch nach seiner Verhaftung und bis zu seinem Tod (aufgrund einer zu hohen Narkosedosis bei seiner Kastration) mit dem Journalisten Paul Moor geführt hat, zu dem Theaterstück „Bartsch, Kindermörder“ verarbeitet. In der Commedia Futura in der hannoverschen Eisfabrik  bringt Gastregisseur Peter Lüder (der, der dort zuvor erfolgreich „Fight Club“ inszeniert hat) dieses Stück im Rahmen der „Locked in - Gefangen“-Reihe neu auf die Bühne.

Der Schauspieler Eckhard Müller ist Jürgen Bartsch, und er ist es beängstigend gut: höflich und verletzt, zärtlich und brutal, Opfer und Täter. Normal wollte er sein, nichts weiter. Aber er konnte nicht. Niemand hat ihm je gesagt, dass er ihn lieb habe. Die leibliche Mutter hat ihn „sitzen gelassen“, die Adoptivmutter ging mit dem Messer auf ihn los, der Adoptivvvater verachtete ihn, andere Jungs und ein Pater stellten „Sauereien“ mit ihm an. Das Stück entschuldigt nichts, es erklärt auch nichts, es sagt nur, wie es gewesen sein könnte: Dass Lieblosigkeit nichts anderes zur Folge hat als Lieblosigkeit.

Plakat:
Kindermörder Bartsch
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