Welch ungeheures Ereignis ist der Tod der Mutter! Ist sie nicht alles, reale Figur wie mythisches Wesen, Lebensspenderin, erste Geliebte und wegweisendes, einengendes Überwesen?

Wir werden sehen. Wir werden dem nachgehen und tief eintauchen, nicht nur in die eigene Geschichte. COMMEDIA FUTURA zeigt in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Tänzer und Choreographen Ben Landsberg ein Tanztheaterstück in sehr eigener Sache.

Ein junger Mann, Tänzer und Choreograph, fliegt nach Hause. Als die Maschine gelandet ist und er auf der Gangway steht, wird ihm bewußt, daß alles wie immer ist und doch ganz anders. Seine Mutter ist gestorben. Damit geht nicht nur ein wichtiger Bezugspunkt in seinem Leben verloren, sein Heim, seine Welt ist nicht mehr dieselbe. Was bedeutet das für ihn und sein Leben? Was bedeutet es, wenn eine Familie plötzlich nur noch aus Männern besteht? Wie verwandelt sie sich, oder zerfällt sie? Oder wenn womöglich gar keine Familie mehr da ist, man selbst das vorderste Glied in der Kette der Generationen ist?

Regisseur Wolfgang A. Piontek und Choreograph Ben Landsberg fragen das, indem sie bei ihren eigenen Erfahrungen ansetzen, beim Besonderen, der individuellen Geschichte. Aber dabei wollen sie nicht stehen bleiben. Sie sind interessiert an der Mutter als Ursprung unseres Lebens und daran, wie Dramen, Traumata und Muster, aber auch Liebe von Generation zu Generation weitergegeben werden, speziell von den Müttern an die Söhne, wie Landsberg sagt.

 

Gefördert von: Landeshauptstadt Hannover, Region Hannover, S-Hannover-Stiftung

 


Premiere am 25. Mai 2017,
insgesamt 11 Aufführungen zwischen dem 21. Apr 2017 und 17. Jun 2017

Ensemble


Mit Ben Landsberg, Erin Poole und Luzia Schelling
Künstlerische Leitung/Inszenierung/Bühne: Wolfgang A. Piontek
Choreographie/Tanz: Ben Landsberg
Dramaturgie: Peter Piontek
Regieassistenz: Michaela Höll
Kostümdesign: Sabine Mech
Video: Volker Schreiner
Lichtdesign: Wolfgang Denker


Hannoversche Allgemeine Zeitung | 27.05.2017
Bewegte Reisebilder
von Thomas Kaestle

Die Commedia Futura macht sich in „Post Mortem" tänzerisch auf die Suche nach den Müttern   
Es ist ein Thema, in dessen weitem Assoziationsraum sich zwangsläufig jeder positioniert: Das Theaterkollektiv Commedia Futura widmet sich in der Eisfabrik mit der Tanzperformance  Post Mmortem dem Tod der Mütter.
Der kanadische Choreograf Ben Landsberg hat gemeinsam mit Regisseur Wolfgang Piontek und Dramaturg Peter Piontek biografische
Erfahrungen zu einer bewegten Meditation über Kindsein und Abhängigkeit, Geborgenheit, Abschied und Einsamkeit entwickelt.

Leben und Tod als Metaphern
Gaye Savage, Eva und Ingrid Piontek, die Mütter der drei Theaterschaffenden, sind alle zwischen 2014 und 2016 gestorben. Die ursprüngliche Idee einer sehr persönlichen Produktion als Widmung verwarfen die drei zugunsten einer Folge von Szenen, die sich dem Publikum mit einer Fülle gedanklicher und emotionaler Anschlussmöglichkeiten öffnen.
Landsberg selbst spielt den Sohn, dessen sterbende Mutter wird von der kanadischen Tänzerin Erin Poole und der Schauspielerin Luzia Schelling verkörpert. Alle drei agieren bedacht und präzise - der Eindruck von Zärtlichkeit überwiegt den von Verzweiflung oder Wut bei Weitem.
Leben und Tod spiegeln sich in Reisemetaphern - wiederkehrendes Motiv ist die wandfüllende Projektion einer Fahrt durch schwarz-weiße Landschaften. Dabei deutet der Videokünstler Volker Schreiner in der Mitte einen Falz an. Daran teilt sich wie in einem aufgeschlagenen Buch das Bild in zwei Seiten, deren Motive verwandt, jedoch nicht identisch sind. Auch in  den subtilen Tanzminiaturen geht es oft darum, wie sich Mütter und Sohn zueinander verhalten, wie sie sich ergänzen und abstoßen, sich umkreisen, miteinander und gegeneinander fort bewegen.

Starke Szenen der Ablösung
Das Ensemble findet immer wieder starke Bilder für Kälte, Schutzlosigkeit und Entfremdung. Wenn Landsberg am ganzen Körper zitternd beginnt, sich erst die Zähne zu putzen und dann gleichzeitig zu rauchen, erzählt er von der Durchdringung seiner Bedürfnisse, Pflichten und Abhängikeiten. Ein Körperumriss, mit Kreide auf den Boden skizziert, demonstriert Abstraktionsprozesse zwischen Menschen und ihren Abbildern. Und wenn sich die Szenerie nach dem Tod der Mutter in eine ferne Bergwelt verwandelt, meint man Gletscher kalben zu hören, Es ist ein Geräusch der Ablösung, ein rohes, gewaltiges, endgültiges - und der Beginn einer neuen Reise.



 

Neue Presse | 27.05.2017
Tänzerische Trauer um Mutters Tod
von Christian Seibt

Premiere von "Post Mortem" in der Eisfabrik

Das geht tief unter die Haut. Herzzerreißend schreit der junge Mann (Ben Landsberg): „Mom!“, dann leise: .,Mami“. Es folgt ein heftiger Zitteranfall. Eben erfuhr er telefonisch, dass seine Mutter gestorben ist. Der Tod der Mutter und seine Bedeutung für den Sohn: Das ist das Thema der neuen, autobiografisch geprägten lnszenierung „Post Mortem“, die in der Schwarzen Halle der Eisfabrik ihre ausverkaufte Premiere hatte.

Ein spannungsvolles und eindringliches 70-minütiges Drei-Personen-Stück, das wohldosiert Theater, Tanz und multimediale Performance verbindet. Entwickelt von der Commedia Futura, in Zusammenarbeit mit dem kanadischen Tänzer und Choreografen Ben Landsberg, beeindruckend inszeniert von Wolfgang A. Piontek, dramaturgisch bearbeitet von Peter Piontek – alle drei Akteure verarbeiten in diesem Werk ihre realen Erfahrungen.

Die künstlerische Umsetzung, in sechs Hauptszenen (teilweise mit Unterszenen) gegliedert und mehrsprachig, fesselt. Eindrucksvoll spielt und tanzt Landsberg (Choreografie) seine Verzweiflung und Trauer, spricht englisch. Aufwühlend gerät sein Pas de deux mit Tänzerin Erin Poole (als seine Schwester): lhre gemeinsame Traurigkeit und ihre Geschwister-Konkurrenz drücken sie in der Szene „Familienleben“ tänzerisch eindrucksvoll aus.

Seine Szenen mit Schauspielerin Luzia Schelling (als seine Mutter) berühren. So, als die Mutter ihm sagt: „Lass los, damit ich weiterreisen kann“. Der Tod als Teil einer großen, unerforschten Reise. Dazu die mütterlichen Erinnerungen. Und ihre Ambivalenzen als frustrierte Hausfrau, die einiges im Leben verpasst hat.

Oder der schöne Ausdruck für Geborgenheit, Vertrauen, Weitergabe an Liebe: Die drei sind aneinandergeschmiegt, legen ihren Kopf auf die Handfläche des jeweils anderen. Poetische Filmbilder (Volker Schreiner), sensible Sounds (Christof Littmann), überraschende Wendungen und ausdrucksstarke Darsteller. Am Ende Stille. Dann langer, kräftiger Applaus. Ein Stück, das nachwirkt.

 

 

 

Plakat:
POST MORTEM
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