... hat man sich 80 Minuten lang gut und witzig unterhalten gefühlt. (HAZ)

„Mein Leben als Mann? Ich möchte wissen, was ich, schreibend unter Kunstzwang, erfahre über mein Leben als Mann.“, schreibt Max Frisch in seinem autobiographischen Roman “Montauk“.

 

 

Und der Zuschauer darf gespannt sein, was er erfährt über diesen Max, der einige Ähnlichkeit hat mit dem Autor Frisch, aber doch nicht mit ihm verwechselt werden darf. Über Max und seine Beziehung zu Frauen. Wir begegnen Figuren aus dem Leben dieses Max’, realen Figuren, erfundenen und erschriebenen Figuren.

Was als Probe des Frisch-Stücks “Biographie“ beginnt, driftet unversehens ab in eine Szenencollage, die mit Passagen aus Frischs Werk ebenso spielerisch umgeht wie mit seiner Biographie. Und am Schluss hören wir nur noch den alternden Max, der sein Leben resümiert.

Das Stück ist ein multimediales Szenario über Leben und Werk eines der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller unserer Zeit.

 

Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen und dem Fonds Darstellende Künste.


Premiere am 22. Jan 1999,
insgesamt 18 Aufführungen zwischen dem 22. Jan 1999 und 06. Mär 1999

Ensemble


Konzept: Rolf Heim
Inszenierung: Rolf Heim
Regieassistenz: Iyabo Kaczmarek, Laetitia Mazzotti-Colombo
Bühne: Micheal Münstedt
Kostüme: Elena Neuthinger
Musik: Gerd Jacob
Videos: Angelo Sansone, Christophe Lophital
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 25.01.1999
Warum gerade Frisch?
von Ernst Corinth

Wer sich im Jahre 1999 an ein Max-Frisch-Projekt herantraut und es dann auch noch vieldeutig abgehoben „Max. Leben als Mann“ nennt, sitzt führwahr zwischen allen Stühlen. Für die einen ist Frisch der Langweiler aus dem Schulunterricht, andere wollen bildungsbeflissen mal wieder über den größten literarischen Pfeifenraucher der Schweiz nachdenken. Manche werden angesichts des Titels gleich in Deckung gehen, und dem großen Rest ist Frisch sowieso ein Buch mit mehr als sieben Siegeln.

Um so überraschender, dass der Frisch-Abend in der Commedia Futura so - pardon - erfrischend daherkommt. Unter Rolf Heims Regie hat das Ensemble aus Improvisiertem und Texten des Dichters und seiner prominentesten Geliebten, In- geborg Bachmann, eine Szenenfolge zusammengestellt, die zwar nichts Neues über den Titelhelden vermittelt, aber immerhin als Versuch einer Annäherung an sein „rnax(imales) Leben als Mann“ unterhaltend durchgeht.

Matthias Buss als Frisch trifft recht genau den hier unterstellten Gestus des Dichters, seine stets beobachtend „distanzierte Haltung und den Hang, Beziehungen zu Frauen wie in einem Versuchslabor durchzuspielen, was ernpfindsame Seelen natürlich nach anfänglicher Faszination zu Recht abschreckt: „Ich will mit dir nicht als Literarisches Material leben! “ Basta!

Aza Thelanderssons Inge(borg) Bachmann wirkt dagegen zu sehr wie die Karikatur einer Frau, die steif-intellektuell an dieser Welt leidet und an ihr letztlich verzweifelt. Doch dem Regisseur gelingt es, sogar im allertiefsten Jammertal noch einen ironischen Bogen zu schlagen. Dann lässt er plötzlich die Puppen tanzen, grotesk wie einst Jerry Lewis zum Geklapper von Schreibmaschinen. Oder literarische Figuren wie Stiller verwandeln sich schlagartig zu seltsam androiden Wesen.

So weiß man zwar am Ende immer noch nicht genau, warum ausgerechnet Max Frisch für ein solches Projekt herhalten muß, aber dafür hat man sich 80 Minuten lang gut und witzig unterhalten gefühlt.

 

 

 

 

Neue Presse | 25.01.1999
Commedia Futura stellt Max Frisch auf Die Bühne
von Jörg Worat

Leben des berühmten Schriftstellers als kurzweiliges Theaterstück
 
Hier der Wunsch nach Geborgenheit, dort der Geschmack von Freiheit und Abenteuer: Max Frisch (1911-1991) hat diese Pole in Leben und Werk auszuloten versucht. Commedia Futura spürt den Beziehungskisten des Schweizer Autors nach, in der Premiere von „Max. Leben als Mann". Sie ist eine recht kurzweilige Angelegenheit geworden, diese Szenenfolge, bei der die Commedia in bewährter Manier körperbetontes Theater in den Vordergrund rückt. Es gibt Gesang und schöne Stimmarbeit: mit Video hält sich die Truppe diesmal zurück.
Alles dreht sich um fünf Figuren: einen Max, eine Ingeborg Bachmann - mit der Dichterin hatte Frisch die turbulenteste Beziehung - zwei weitere Männer und eine Frau, die vor allem verschiedene Aspekte der Charaktere betonen. Die Texte stammen größtenteils aus Interviews mit Frisch und Bachmann, anderes ergab sich aus Improvisationen des Ensembles. Regisseur Rolf Heim hat die Nachvollziehbarkeit der verschärften Abstraktion vorgezogen. Die Inszenierung legt gemäßigten Eigensinn an den Tag, überintellektuell ist sie nicht. Also sieht man da Mann und Frau im hochkant gekippten Bett: sie schlummert, bei ihm gerät alles mögliche in Bewegung. Dann wieder grummelt sich das Paar gegenseitig Herziges wie „Schnuckelchen", „Tiger", „Cremetörtchen" zu und scheitert bei dem Versuch eines Kusses.
lnquisitorisch erhascht Bachmann Auskunft über eine frühere stinkbürgerliche Heirat von Frisch: „Das kommt so über einen", erläutert der Dichter wenig überzeugend. Später stimmt Bachmann in den Gesang „I don't wanna fall in love with you" ein und beginnt, die Zeile aus vollem Hals zu brüllen. Manche Übergänge zwischen den Szenen klappen noch nicht so ganz überzeugend. Unter dem Strich aber ist die Sache leichtgängig und oft komisch, ohne albern zu werden - dies auch ein Verdienst der äußerst disziplinierten Hauptdarsteller Matthias Buss (Frisch) und Aza Thelandersson (Bachmann).
Frage allerdings: Mußte man die Darstellung dieser allzu menschlichen Mechanismen überhaupt an der Figur Max Frisch aufhängen? Sehr herzlicher Applaus.
 
 

 

 

Skyer Zeitung | 29.01.1999
Frisch auf die Bühne "Max.Leben als Mann" in Hannover
von jw

Hier der Wunsch nach Geborgenheit, dort der Geschmack von Freiheit und Abenteuer: Max Frisch hat diese Pole in Leben und Werk auszuloten versucht.

Die freie Theatergruppe Commedía Futura spürt in Hannover den Beziehungskisten des Schweizer Autors nach, zeigte jetzt die Premiere von „Max. Leben als Mann“. Sie ist eine recht kurzweilige Angelegenheit geworden, diese Szenenfolge, bei der die Commedia in bewährter Manier körperbetontes Theater in den Vordergrund rückt. Es gibt Gesang und schöne Stimmarbeit; mit Video hält sich die Truppe diesmal zurück. Fünf Figuren tummeln sich im Spiel der Identitätsfindung und Persönlichkeitswechsel: ein Max, eine Ingeborg Bachmann mit der Dichterin hatte Frisch bekanntlich die turbulenteste Beziehung, ein Künstler-Max, ein Bürger-Max und die Frau als solche. Die Texte stammen größtenteils aus Interviews mit Frisch und Bachmann, anderes ergab sich aus Improvisationen des Ensembles.

Wenn der Geist des Romans „Mein Name sei Gantenbein" durchs Geschehen weht, äußert sich das auf subtilere Weise als durch schlichte Rezitation. Man braucht die Texte nicht zu kennen, um mit diesem Stück etwas anfangen zu können. Regisseur Rolf Heim hat die Nachvollziehbarkeit der verschärften Abstraktion vorgezogen. Die Inszenierung, legt gemäßigten Eigensinn an den Tag, überintellektuell ist sie nicht.

Inquisitorisch erheischt die Bachmann Auskunft über eine frühere stinkbürgerliche Heirat von Frisch: „Das kommt so über einen“, erläutert der Dichter wenig überzeugend. Dafür wird die Geliebte bei anderer Gelegenheit zu „Wettlyrik“ verdonnert: „20 Gedichte in zwei Minuten“, fordert Frisch, der sich später fürchterlich geniert, als er sich umziehen will: „Du hast geguckt“, greint der Autor. So etwas kommt unaufdringlich und sympathisch daher, die Inszenierung schlachtet ihren Helden nicht, auch nicht im Moment des finalen Scheiterns. Manche Übergänge zwischen den Szenen wirken noch etwas grob. Unter dem Strich aber ist die Sache leichtgängig und oft komisch, ohne albem zu werden dies auch ein Verdienst der äußerst disziplinierten Hauptdarsteller Matthias Buss (Frisch) und Aza Thelandersson (Bachmann).

Frage allerdings: Mußte man die Darstellung dieser allzu menschlichen Mechanismen überhaupt an der Figur Max Frisch aufängen?

 

 

 

Plakat:
Max. Leben als Mann
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