Eine Tanzstudie zum futuristischen Historienstoff, exzellent ekstatisch und rhythmisch – Erlebnistheater ... in seiner Vielfalt könnte das Stück wegweisend sein. Auf Hannovers Bühnen war Derartiges bis dato nicht zu sehen. (HAZ)

„Es gibt einen Ort in der Mitte des Erdkreises, von dort kann man alles, was irgendwo geschieht, sehen, sei es auch noch so weit entfernt, und jede Stimme dringt an das lauschende Ohr. Fama wohnt dort und hat sich an der höchsten Stelle ein Haus gebaut, Tag und Nacht steht es offen; es ist ganz aus tönernem Erz, überall hallt es, wirft die Klänge zurück und wiederholt, was es dort hört. Wahre und erlogene Geschichten wirbeln zu tausenden durcheinander.“

Ein Forscher auf der Suche nach diesem Ort in der Erdmitte. Auf der Suche nach Fama. Er entdeckt und erweckt sie, aus dem Schutt vergangener Jahrtausende. Ihr Spiel beginnt wie ehedem. Der Forscher ist in Famas Phantasie gefangen, wird zu einer ihrer Geschichten. Diese Geschichten bestimmen den Weg durch ihre Welt aus Bildern, Illusionen, Klängen und Gesängen. Einen Weg voller Geheimnisse und Verzauberungen. Zwerg, Eskimo, Künstler, Schamane und Showmaster verlieren sich im Dickicht der Phantasie. Ein Experiment, der Versuch, Zeit aufzuhalten und neu zu füllen.

 

Gefördert durch das Kulturamt Hannover.

 


Premiere am 16. Nov 1990,
insgesamt 18 Aufführungen zwischen dem 16. Nov 1990 und 26. Okt 1991

COMMEDIA FUTURA OnTour:
26. Okt 1991 Wolf-Ferrari-Haus/Ottobrunn München

Ensemble


Konzept: Wolfgang A. Piontek
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Monika Matting
Choreographie: Susanne Kukies, Lole Gessler
Bühne: Wolfgang Denker, Christiane Wyrwa
Kostüme: Monika Matting,Martina Veenhoven
Musik: Reinhold Coors
Projektion/Dias: Michael Habelitz
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 23.11.1990
Ekstastisches Erlebnistheater
von Ute Hoffmeister

„Fama“ als Premiere der Commedia Futura .

Nur zaghaftes Kichern ist zu hören. Ist es möglich, dass Commedia Futura ein Stück in den Schwarzen Saal der Eisfabrik bringt, das zum Lachen reizt? Viele im Publikum haben noch den Vorgänger „Verwaiser“ im Kopf, die letzte, schwarze, fast schon depressive Produktion der hannoverschen Performancegruppe. Aber das neue Werk ist anders.

Die Ballung kleiner Kitzeleffekte, großer Überraschungsmomente löst die Unsicherheit - die Premierengäste lachen lauthals. „Fama“ ist ein ernsthaft unernstes Projekt. Zum Prolog tritt ein schmieriger Entertainer an (Stefan Bochnig), der so überzogen schleimig ist, dass Zwerchfelle beben. Im Hintergrund der Bühne erblickt man ein Haus und einen herbstlich geröteten Laubhaufen. Dann erwacht röchelnd, stöhnend aus dem Schutt vergangener Jahrtausende Fama, die griechische Göttin der Gerüchte und Lügen. Schön ist sie, bewegt sich schwebend, probiert ihre Stimme, die das Stück tragen wird. Susanne Kukies, Gasttänzerin aus Berlin, ist eine Kehlakrobatin. Die beiden männlichen Hauptakteure können sich noch so sehr bemühen, ihre Laute wirken gegen diese Frau lasch und lau. Sie lässt Dialoge rauschen, schwätzt, wispert, gluckst über drei Oktaven, dass Ohren sich nur wundern können.

Zwei Forscher mit Licht am Leib und in der Hand suchen Fama, lassen sich fangen. Die Göttin trillert, und alle tanzen, wie sie will. Taschenlampen aus, und Hunderte kleiner Fama-Häuschen fallen einem der Forscher auf den Kopf. Am Boden liegend erforscht er sich selbst, Hände, Füße, Stehen, Gehen. Der Berliner Tänzer Lole Gessler setzt seine Körperkreativität geschickt in Szene. Lichtmeere und Walgesänge durchfluten den Raum. Die elektronische Kling-Klang-Musik (Reinhold Coors) lädt ein zur Illusion. Ein selbstverliebter Zwerg tritt auf, umschwärmt Fama. Entzückendes Mimenspiel von unten nach oben, doch Fama ist listig und langt dem Kasper eine. Commedia hat sich ein wenig auf Commedy eingelassen. Diese neue Dynamik bereichert. Dem Auge schmeichelnde Diaprojektionen verzaubern das Fama-Haus. Bildwelten von Michael Habelitz erzeugen wohlig-warme Stimmung.

Bunt wie die Bilder ist das Geschehen, das eigentlich keins ist. Einzelne Visionen jagen einander, scheinbar ohne Handlungsfaden. Eher eine Hommage an sämtliche Sinne. Eine Tanzstudie zum futuristischen Historienstoff, exzellent ekstatisch und rhythmisch - Erlebnistheater. Als Archetyp Künstler tritt Wolfgang A. Piontek auf, der „Fama“ konzipiert hat und sich auch selbst zu spielen scheint. Als eine Art russischer Freiheitskämpfer gekleidet, zeigt er sich ungewohnt tänzerisch, schockt mit einem Pistolenschuss. Wen hat er getroffen?

Vielleicht schon zu viele Höhepunkte, die Spannung steigt streng an, hält sich, ohne pointiert Akzente zu setzen. Doch Theater mag Wellenlinien. Aber in seiner Vielfalt könnte das Stück wegweisend sein. Auf Hannovers Bühnen war Derartiges bis dato nicht zu sehen. Darin ist Fama fantastisch.

 

 

 

 

 

 

Plakat:
Fama
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Über vier Jahrzehnte Commedia Futura

Produktionen seit 1982

Bis heute

Insgesamt 2689 Aufführungen davon 94 Eigenproduktionen mit 1444 Aufführungen | 35 Koproduktionen mit 161 Aufführungen | 409 Gastspiele und Kunstveranstaltungen mit 1084 Aufführungen

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